Ich bin in Alzey geboren, habe dort bis zum Beginn meines Studiums gewohnt. Meine Jugend habe ich in und um Alzey verbracht. Nach dem Studium bin ich mit meinem Mann wieder zurück nach Rheinhessen gezogen. Durch Gründung einer Familie, und dem Aufbau des eigenen Architekturbüros sind wir privat, wie auch beruflich fest mit der Region verwurzelt.
Vor ungefähr 30 Jahren habe ich das erste aufgestellte Windrad noch bestaunt. Es stand als Solitär am Rande eines Feldes. Es war in Höhe und Ausmaß angemessen. Es gab keine Nachtbefeuerung und war zur nächsten Ortschaft weit entfernt aufgestellt. Das ist lange her.
Was heute im Gebiet K 6 zwischen Freimersheim und Mauchenheim geplant ist und in den weiteren Regionen Rheinhessens geschieht ist ein Ausverkauf unserer Landschaft.
Die rheinhessische Landschaft mit den Weinbergen und dem freien Blick von den Anhöhen ist mir ans Herz gewachsen. Die Weite, die sanften Hügel, Ortschaften in den Senken, Weinberge, Felder, der freie Blick zum Donnersberg sind in ihrer Typologie mit Rheinhessen verbunden.
Dieses Bild wird durch immer mehr Windkraftanlagen gestört, die in ihrer massiven Ausprägung in Anzahl, Höhe und Ausmaß die Landschaft zerstören.
Mensch und Natur leidet darunter, sei es tagsüber durch Geräusche, Infraschall, Aussehen, Schattenwurf oder weiterem.
Die Befeuerung in der Nacht ist unzumutbar. Nachts blinkt es in allen Richtungen. Wie erleben diese Lichtgewitter nachtlebende Tiere? Für Menschen sorgt es für psychische Beeinträchtigungen, wie Unwohlsein, Beklemmungen und Zorn.
Zugvögel werden in ihrem natürlichen Verhalten eingeschränkt und gezwungen die Flugbahn zu ändern oder höher zu fliegen, was auf Kosten der Kraftreserven geht. Über unserem Haus in Freimersheim ist der Kranichzug ein Bote für Herbst und Frühling. Diese Zugrouten werden empfindlich gestört.
Das fragwürdige Handeln der Windkraftbetreiber wird unterstützt, indem Gemeinden mit der Ausweisung vonFlächen für Windkraft aus den roten Zahlen geholfen werden soll und einige Grundstücksbesitzer mit viel Geld zur Aufstellung der Anlagen geködert werden.
Eine gerechte Umlegung von Einnahmen der jetzt schon vorhandenen Windkraftanlagen würde es den Gemeinden ermöglichen, die noch keine Windkraftanlagen besitzen, auf die Neuinstallation neuer Standorte zu verzichten. Das setzt aber ein Solidaritätsverständnis voraus, das bei denen, die die meisten Windräder haben, offenbar fehlt.
Nur wenige profitieren, sehr viele leiden.
Alzey ist umzingelt von Windkraftanlagen. Tagsüber ist der freie Blick über die Landschaft nicht mehr möglich. Nachts ist das rotaufleuchtende Blinken eine Qual für Mensch und Tier.
Es wäre sicherlich möglich wenigstens nachts durch Sensoren die schon vorhandenen Blinklichter zu steuern und auszuschalten.
Der Tourismus ist empfindlich gestört. Früher konnte man die Landschaft noch genießen und den Blick schweifen lassen. Bei einem Abendspaziergang, dem Besuch von Weinfesten, Grillen in einer der zahlreichen Grillhütten konnte man beim Anblick der Natur und der Landschaft die Seele baumeln lassen. Ein Sonnenuntergang wurde ohne störendes Geblinke gesehen. Heute sieht man in jeder Himmelsrichtung hunderte von roten Lichtern.
Die Landschaft kann am Tag wie in der Nacht nicht mehr als Ganzes wahrgenommen werden. Dies geschieht durch die Windradbarrikaden, die als Konglomerat in der Fläche wahrgenommen werden und keinen Blick mehr in die Ferne erlauben.
Dies kann auch durch eine fehlerhafte und nicht kompetente Landschaftsbildanalyse nicht schön geredet werden.
Deshalb fordere ich, keine neuen Windkraftanlagen mehr zu genehmigen, dies im Sinne der heutigen, wie auch der zukünftigen Generationen!
Dipl.-Ing. Sabine Klenner, Architektin