Vogelschutz

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Vögel und Vogelzüge in unserer unmittelbaren Umgebung

Sowohl im Frühjahr als auch im Herbst können wir immer noch die Vogelzüge in unserer Verbandsgemeinde als auch in unserem Kreis miterleben, sofern wir uns dafür interessieren.

Für viele Personen geschieht dies unbeobachtet und geht auch nicht immer geräuschlos vonstatten. Wir können hierbei primär die Kranichzüge erwähnen, die schon von Weitem zu hören aber auch zu sehen sind.

Sichtlich unbemerkt bleiben dabei die Weg- und Zuzüge von Vögeln, wie z.B. dem Milane, den Weihen, vielen Finkenarten und insbesondere die der Feldlerche und die der Schwalben.

Deutschland liegt aufgrund seiner besonderen Lage auf den Zug- als auch auf den Rastrouten.

Die gesamte Fläche von Rheinland-Pfalz als auch insbesondere diese von Rheinhessen, wird von den Zugvögeln als auch von den Rastvögeln sehr intensiv benutzt.

Die Kenntnisse und das Geschehen hierüber, ist auf ein langjähriges und sehr zeitintensives Vogelmonitoring zurück zu führen.

Mittlerweile liegt von Hans-Georg Folz und Thomas Grunwald eine hervorragende Zusammenfassung über das Vogelzuggeschehen im Band 1 der Vogelwelt von Rheinland-Pfalz‘ vor, in dem auch die Schwierigkeiten und Probleme bei der Datenerfassung und der Datenauswertung beschrieben werden.

Eine in den Untersuchungen immer wieder für Rheinland-Pfalz als Richtwert verwendete Zahl, ist eine durchschnittliche Zugfrequenz von 616 Individuen pro Stunde. Aus den Daten lässt sich auch erkennen, dass es trotz eines breitflächigen Vogelzugs in Rheinland-Pfalz sehr wohl Verdichtungszonen gibt. Ein wesentlicher Faktor für diese Bündelung des Zuges ist das Landschaftsrelief. Generell lässt sich sagen, dass die Täler der Mittelgebirge und die Flussläufe den Vogelzug prägen, die Höhenzüge jedoch eher gemieden werden.

Aus den Zahlen der oben genannten Quelle lässt sich folgern, dass es deutliche Verdichtungen im Naturraum des Hunsrücks gibt, was im Wesentlichen mit der Anbindung der kleineren, genau in Zugrichtung verlaufenden Täler dieses Naturraums an das Rheintal zu tun hat. Dort kommt es dann zu Verdichtungen.

Der zweite Naturraum mit überdurchschnittlichem Vogelzug ist das rheinhessische Hügelland, mithin also auch das Gebiet um Alzey. Hier verläuft eine bedeutende „Zugstraße“ (Folz) in südwestlicher Richtung zwischen Vogelsberg und Taunus durch das Maintal. Sie setzt sich über Rheinhessen ins Nahetal fort.

Entscheidend für den Vogelzug sind hierzulande die weiten und offenen Ackerplateaus, wie zum Beispiel das Oberhilbersheimer Plateau oder das Ackerplateau bei Flomborn. Nicht zufällig sind beide Gebiete auch europäische Vogelschutzgebiete im NATURA-2000-Netz. Sie sind es, weil sie für viele Vogelarten bevorzugte Rastgebiete aber auch Brutstätten darstellen, hier insbesondere die des besonders geschützten Mornellregenpfeifers, auf den Flächen zwischen Alzey und Kirchheimbolanden (links und rechts der L 401.  Diese Flächen werden gerade deshalb so gerne benutzt, da es sich hierbei um weite, abgeerntete Flächen handelt. Also genau in diesem Gebiet, in dem die Windenergieanlagen (K6) erstellt werden sollen.

Ebenso wichtig sind das Tal der Selz und die kleineren Geländeeinschnitte, die auf die Hochplateaus führen.

Solche „Vogelzugkorridore“ darf man sich nicht als große, über längere Strecken verlaufende Zonen vorstellen. Vielmehr kommt es nach einem räumlich bedingten Stau wieder zu einer Auflösung dieser Verdichtung.

Der bodennahe Vogelzug wird auch maßgeblich von vertikalen Strukturen beeinflusst. Vertikale Strukturen sind z.B. Hecken, Windräder, Gebäude oder ähnliches. Vielfach weichen Zugvögel solchen Strukturen

aus. In einem Raum in dem zu viele solcher Strukturen vorhanden sind, werden die Zugvögel zu einem energieaufwändigen „Slalom“ gezwungen, was in der Summe die Überlebenschancen auf dem

Kräfte zehrenden Zug deutlich beeinträchtigt. Hier gilt es gerade bei geplanten Windkraftanlagen genau hinzuschauen und besondere Rücksicht auf die Zugkorridore und Rastplätze zu nehmen bzw. nehmen zu müssen.